Angebot für Schüler und Studenten
Die nachstehenden kurz beantworteten Fragen stelle ich Schülern und Studenten zur Verfügung, die sich mit der Thematik Behinderung insbesondere Spastik auseinander setzen möchten.
Das Kopieren und/oder Downloaden des zur Verfügung gestellten Textes ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht.
Die beantworteten Fragen geben ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.
Wie kam es zur Behinderung?
Der eigentliche Geburtstermin sollte der 01.04.60 sein.
Am 03.04. verliert meine Mutter ihr Fruchtwasser. Sie fährt in die Klinik und wird von den zurzeit verantwortlichen Ärzten wieder nach Hause geschickt, mit der Aussage: „Das gibt’s gar nicht“. Auf eine Untersuchung wird verzichtet.
Am 06.04. fährt meine Mutter erneut in die Klinik und wird zur Beobachtung dort behalten. Noch immer wird nicht unternommen, mich auf die Welt zu Hiefen. Erst am Tag darauf wird Wehenmittel gegeben um die Geburt einzuleiten. Auf einen Kaiserschnitt wird verzichtet, was sich später als fataler unumkehrbarer Fehler herausstellt. Am 08.04. 8:10 Uhr kam ich mit akutem Sauerstoffmangel zur Welt. Es schlossen sich acht Wochen Inkubatorzeit an.
Mit eineinhalb Jahren besuchten wir auf Anraten unserer damaligen Physiotherapeutin den Privatarzt Prof. Dr. Pischelberger an der medizinischen Akademie zu Dresden. Aufgrund des akuten Sauerstoffmangels traten mit zwei Jahren erste epileptische Anfälle auf, die sich im Laufe der Jahre glücklicher weiße wieder verloren haben.
Auf Anraten des Arztes entschieden sich meine Eltern, mich im Alter von sieben Jahren in vollstationäre Behandlung ins Krankenhaus nach Wermsdorf zu geben. Dort lernte ich dann endgültig alle notwendigen Dinge eines selbstständigen Lebens.
Wodurch entsteht Spastik?
Bei einer Spastik funktioniert die Reizweiterleitung im zentralen Nervensystem (Rückenmark) nicht einwandfrei. Signale werden auf dem Weg zum Hirn verstümmelt und im Gehirn fehlinterpretiert.
Alle Bewegungen sind sehr verzögert und langsam.
Wie äußert sich eine Spastik?
Bei einer Spastik ist immer ein deutlich erhöhter Muskeltonus (Spannungszustand) zu verzeichnen. Jede Bewegung bedeutet, gegen seinen eigenen Körper mehr oder minder ankämpfen zu müssen (je nach Ausprägung der Schwere der Spastik).
Tip: Lass ein Arm oder Bein leicht festhalten und versuche das Körperteil gegen den vorhandenen Widerstand zu bewgen.
Wo kann Spastik auftreten?
Das kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Es kommt sehr darauf an, welches Nervenzentrum im Gehirn geschädigt worden ist, das ist abhängig von der Dauer des entstandenen Sauerstoffmangels. Ich habe zum Beispiel eine spastische Tetraparese einschließlich Schädigung des Sprachzentrums. Das heißt, wenn man sich mit einem Spastiker unterhalten möchte, muss man sich Zeit nehmen, um sich in sein Sprachbild einzuhören. Mehrfaches Nachfragen verhindert Missverständnisse.
Besondere Probleme bei Spastik?
Bei spastisch beeinträchtigten Menschen ist sehr oft die Gesichtsmuskulatur mit betroffen, sodass nicht Regulierbare für das Umfeld „idiotisch entstellte Gesichtszüge“ entstehen. Deswegen werden in aller Regel spastisch behinderte Menschen als minderwertig und geistig behindert abgestempelt und von der Mehrzahl Jugendlicher verspottet.
Es ist kein Mensch vor einer Spastik sicher. Jeden kann es überall und zu jeder Zeit treffen, durch Unfälle jeglicher Art, bei denen das Gehirn mit Sauerstoff unterversorgt wird. Schwere Stürze auf den Kopf (Rad fahren ohne Helm) u. v. m. sind an dieser Stelle zu nennen.
Wie kann ich mit meiner Behinderung leben?
Tatsache ist, ich kann mich von nicht von meiner Behinderung scheiden lassen. Für mich ist meine Behinderung Normalität, weil sie mir angeboren ist.
In meinem Umfeld spielt meine Behinderung keine Rolle, weil ich als Mensch akzeptiert werde. Ganz anders sieht es aus, wenn man sich an Schulen, Gymnasien, Hochschulen und Universitäten bewegt. Hier wird das Thema Behinderung absolut ausgeblendet. Über das Thema offiziell zu reden, scheint gesellschaftlich geächtet zu sein. Jung, gutaussehend und dynamisch hat man zu sein.
Nicht einmal Ärzte in ihrer langjährigen Ausbildung erfahren irgendetwas von und über Behinderung.
Der eingeschlagene Trend weg vom Menschen hin zum Kostenfaktor, wird enorme gesellschaftliche Probleme mit sich bringen, die kaum noch beherrschbar sein werden.